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Coole Inszenierungen

Unzählige Ausstellungen und Events in Palazzi, Lagerhallen oder Showrooms in der ganzen Stadt machen den Ständen auf der Messe Konkurrenz.


Spektakel von Leonardo bis Rossana

Unzählige Ausstellungen und Events in Palazzi, Lagerhallen oder Showrooms in der ganzen Stadt machen den Ständen auf der Messe Konkurrenz. Hersteller, die es sich leisten können, bespielen Messehallen und urbane Locations gleichzeitig.

Mailands fünfte Jahreszeit, die Tage des Salone del Mobile, ist auch immer eine Zeit spektakulärer Inszenierungen in der Stadt. Kein alter Palazzo, keine leere Industriehalle ist davor sicher, nicht von einem Möbelhersteller eine Design-Hochschule oder einer Firma, die von der Anwesenheit Zehntausender Szene-Reisender profitieren möchte, angemietet und zweckentfremdet zu werden. Das war 2017 natürlich nicht anders, allerdings musste dieses Mal sogar der Mailänder Kreativ-Heilige Leonardo da Vinci seine Hilfe beisteuern. Die amerikanische Mitschläfer-Vermittlung airbnb kaperte kurzerhand ein altes Weingut das Herzog Ludovico il Moro seinem Schützling Leonardo einst überlassen hatte, für eine nette Inszenierung zum Thema Reisen, die u.a. das leichte Gepäck von reisenden Kreativen wie Yves Behar oder Michael Anastassiades zeigte. Seine ganze Pracht und Größe präsentierte der Palazzo Litta mit dem "Linking Minds"-Projekt. In den sensationellen Räumen wie dem Spiegelsaal, den Modedesigner Romeo Gigli nutzen durfte, fügten sich zeitgenössisches Design, Kunst(-handwerk), Möbel und Mode mit aristokratischer Prachtentfaltung. Die amerikanischen Star-Architekten von DILLER SCOFIDIO + RENFRO bespielten für Living Divani die Innenhöfe des Palastes, der früher einem stadtbekannten Casanova gehörte. Sogar die Bühne des kleinen Theaters im Haus war von den Arbeiten von Designstudenten des Politecnico di Milano okkupiert. Reizvoll auch die Kontraste der Leistungsschau holländischen Designs namens "Masterly Dutch" mit der Grandezza des Palazzo Francesco Turati.

Zuverlässig großartig gestaltet wieder der Tortona-Showroom der holländischen Mooi-Crew in Verbindung mit überdimensionalen Insekten-Bildern von Levon Biss. Ungewöhnlich großzügig der neue Showroom von Paola Lenti in der Nähe der Fondazione Prada, umlagert die Breathe Installation von MINI LIVING, eher peinlich die Monster-Show von Pepsi im Superstudio Tortona. Und wie immer grandiose Talentschau und Lieblingsort aller Szenegänger: der üppig begrünte Innenhof des Spazio Rossana Orlandi etwa mit den phantasievollen Neo-Lüstern von Piet Hein Eek, der Videoinstallation Hongjie Yang aus Taiwan, den eleganten Edel-Möbeln von Sé-Designerin Nika Zupanc oder den farbigen Glas-Objekten von Germans Ermičs.

Auch auf der Messe in RHO selbst konnten einige Hersteller mit gelungenen Standkonzepten überzeugen: Zanotta mit den integrierten Screens, PoltronaFrau mit einem gefährlich schwarzen LaFerrari als Link zur Cockpit-Bürosessel-Serie, die in Kooperation mit dem Ferrari Design Centre zum 70. Ferrari-Geburtstag entwickelt wurde. Muntere Farbigkeit bei Kartell, wo man den 50 Geburtstag u.a. mit einer Kinder-Ausgabe des runden Componibili-Regals und bunten Schaukelpferdchen feierte, gewohnte Farbenfreude, mit eindrucksvoller Beleuchtung in Szene gesetzt, auch bei Missoni, Vitra mit Mega-"Grand Sofà" von Antonio Citterio hinter glattpolierter Aluminium-Fassade – dröge Messestände sind passé. Wer Eindruck machen will, braucht besondere Ideen und die gehen derzeit meist einher mit einer Betonung auf hohe Wertigkeit und Luxus mit Qualität. Effektheischende Gags sind jedenfalls out wie selten.